Herausforderung „Corona“ WS 20.21 06 Scheidt

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Medienaktionen
  • hochgeladen 8. Februar 2021

Prof. Dr. med. Carl Eduard Scheidt (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg)
Soziale Bindung und Kommunikation im Zeichen der Pandemie

In seinem epochalen Werk über die „Kulturgeschichte der Seuchen“ (1997) beschreibt S. Winkles die historischen Umstände der großen Epidemien und ihre kulturelle Reflexion und Bearbeitung in Kunst, Musik und Literatur. Über die unterschiedlichen Epochen hinweg zeigen sich bei aller Differenz auch Ähnlichkeiten in den psychischen und sozialen Phänomenen, die im Kontext der Pandemien beobachtbar werden. Diese betreffen einerseits die Folgen des (unfreiwilligen) Getrenntwerdens etwa durch Maßnahmen der Quarantäne und der Isolation, andererseits die Folgen der sozialen Seklusion, d.h. der freiwilligen oder erzwungenen Gemeinschaft. Liebe und Hass in den menschlichen Beziehungen werden durch beide Umstände verstärkt und können ins Extreme gesteigert pathologische Formen annehmen. Schließlich steht über allem die Angst, Angst vor Krankheit und Tod oder Verlust. Die durch Angst ausgelösten psychischen Veränderungen und die sie begleitenden sozialpsychologischen Reaktionen nehmen nicht selten paranoiden Charakter an. Wie sich in der Geschichte immer wieder gezeigt hat, führt dies zu schweren sozialen Ausgrenzungen. Die Perspektive, aus der wir im Vortrag diese Themen diskutieren, wird die psychoanalytische Sozialpsychologie und die Entwicklungspsychologie sein, aus der wir ein Verständnis der Bedeutung sozialer Bindungen sowie der Psychologie von Bindung, Trennung und Angst gewinnen.

Referent/in:

Prof. Dr. med. Carl Eduard Scheidt (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg)


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