Rilke 150 WS 25-26 (02) Loenker

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Prof. Dr. Fred Lönker (Deutsches Seminar, Universität Freiburg)
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1904-1910) – Rilkes poetische Anthropologie der Moderne

Rilkes zwischen 1904 und 1910 entstandener Tagebuchroman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge gehört sicher zu den bedeutend-sten Prosatexten des 20. Jahrhunderts. Der gerade in Paris angekommene Malte begegnet einer Großstadtwirklichkeit, deren Schrecken er sich hilflos ausgesetzt fühlt. Der Versuch, sie schreibend zu bewältigen, wird zunächst zum Auslöser von Erinnerungen an die eigene angsterfüllte Kindheit, später aber wird der Themenkreis um historische und biblische Reminiszenzen erweitert. Dabei wird ein Anspruch formuliert, der geradezu maßlos ist. Die ganze Weltgeschichte sei missverstanden worden, alles Reden über die Welt sei an der Oberfläche des Lebens geblieben und müsse korrigiert werden. Was die Aufzeichnungen schließlich bieten, ist nichts weniger als eine Anthropologie. Diese Anthropologie liefert jedoch keine abstrakten Einsichten, sondern demonstriert an für Malte gleichsam archetypischen Situationen elementare menschliche Selbst- und Weltverhältnisse. 

Referent/in:

Prof. Dr. Fred Lönker (Deutsches Seminar, Universität Freiburg)